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HEXENSCHUSS

Story 1

 

Das Leben ist ganz raffiniert und leistet sich oft unerhörte Tücken.

Die tauchen auf besonders oft beim zielorientierten Bücken.

Der Hexenschuss traf Monsieur Ranz am Nachmittag beim Pflügen.

Er ächzte und stand schräg blockiert mit schmerzerfüllten Zügen.

 

Der gute Mann war leider aktiv und dummerweise unvorsichtig,

und diese Daseinsweise ist seit jeher unerbittlich steuerpflichtig.

Er war naiv und offerierte einer Hexe unbedeckt sein Rückenteil.

Wer so was tut, ist selber schuld; er bietet seine Bio-Ware feil.

 

Ein Nachbar kam und sah den Bauer Ranz tordiert auf seinem Acker.

Er gaffte sprachlos, denn sein netter Nachbar war sonst immer wacker

bei der Arbeit. Doch nunmehr stand er still und ächzte, "sei so nett

und lad mich schnell auf eine Karre, schlepp mich heim ins Bett!“

 

Der Doktor kam und spritzte, schon schwanden alle Schmerzen.

Der Bauer wurde übermütig und begann sein Weib zu herzen.

Ihr Hemd verschob sich, und er schnüffelte gar süßen Leibesduft.

Da kam vom Fenster her ein Hauch von schrecklich kalter Luft.

 

Er wollte ihren Busen karessieren, da traf ihn jamm! erneut der Hexen Schuss.

Der Schmerz war wieder da, doch weg war nun die Stimmung für Genuss.

Schon kam der Arzt und spritzte wieder, formulierte gleich sein Honorar.

Es war ’ne Rechnung, deren Anblick für den Bauer der schiere Horror war.

 

Er reichte diese weiter an die Krankenkasse. Sie wollte leider nicht bezahlen.

Experte Jonas kam und stellten listige Fragen. Herr Ranz begann zu prahlen,

wie er sein Weib zum Schnaufen brachte, zum Jauchzen in ulkigen Vokalen.

Experte Jonas schrie, "das ist Betrug!“ und drohte gar mit Folgen ganz fatalen.

 

Er fand es unerhört, dass dieser primitive Ackerpflüger für sein Privat-Pläsier

von seiner KK Moneten haben wollte und rief, "so was verbitt' ich mir!“

Der irritierte Bauer gab nicht auf. Er war viel zäher als ein nackensteifer Ochse

und brüllte, "willst du etwa, dass ich dir 'ne tiefe Delle in deine Nase boxe?!“

 

Der Streit der Kontrahenten eskalierte. Sie nahmen sich erbost beim Kragen.

Die Polizei erschien. Sie formulierte Protokolle, stellte ganz präzise Fragen.

Die beiden Männer hatten allerhand zu sagen und wollten beide klagen.

Sie gingen wieder aufeinander los. Die Polizisten holten ihren Abholwagen.

 

Der Hexenschuss kam vor den Richter, und rechtlich war die Sache klar:

Man kehrt doch einer Kaltluft-Hexe niemals seinen nackten Rücken dar!

Die Götter sind ganz furchtbar neidisch, wenn Sterbliche mal glücklich sind.

Dass Menschen sich vergnügen wollen, verbittert leider jeden Göttergrind.

 

Die Götter sind sehr schlau. Sie delegieren Delikates jeweils an die Hexen,

und diese flitzen schnell davon, noch schneller als Smaragdeidechsen.

Wenn Hexen hinter Fenstern heimlich lauernd ihre spitzen Pfeile schießen,

dann heult der Mensch laut auf vor Pein und lässt die Tränen fließen.

 

Wenn es schon sein muss, sollte man's grundsätzlich unauffällig treiben,

sonst wird man sogleich demoliert und muss gespritzt im Bette bleiben.

Wenn eine Hexe tremoliert, und schneidet sie gar teuflische Grimassen,

dann stopp! Sonst wird man kalt erwischt beim lustbetonten Prassen.

 

 

 

 

photo © greta guntern-gallati

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